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Energiekrise: Gerichtsvollzieher schlagen konkrete Maßnahmen vor
Energiekrise: Gerichtsvollzieher schlagen konkrete Maßnahmen vor
Jeder ist sich der Schwere der Energiekrise und ihrer negativen Auswirkungen auf Bürger und Unternehmen bewusst.
"Wir müssen uns mit den Unternehmen und Bürgern, die heute schwer leiden, solidarisch zeigen. Deshalb plädieren wir dafür, die verfügbaren Mittel gezielt für den Mittelstand und die Selbstständigen einzusetzen. Von Seiten des NKGB haben wir der Bundesregierung eine Reihe von Vorschlägen in diesem Sinne übermittelt", erklärte NKGB-Präsident Quentin Debray.
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Mittelschicht und Selbstständige
Gerichtsvollzieher besuchen jedes Jahr über 700.000 Familien und Unternehmen. "Wir sind das Gesicht der Justiz und fungieren daher oft als Resonanzboden für die Menschen, die wir besuchen. Gerade weil wir die ersten Emotionen auffangen und den Menschen zeigen, dass es einen Weg aus der Verschuldung gibt, wirken wir auch als sozialer Schockabsorber", erklärte der Vorsitzende Debray.
In letzter Zeit sehen die Gerichtsvollzieher ein neues Profil von Schuldnern. Wo sie früher vor allem Familien mit hohen Schulden aufgrund von Pech oder Unglück trafen, sehen sie jetzt Zwei-Verdiener, die mit den stark gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht zurechtkommen. Hier kommen die (untere) Mittelschicht und die Selbstständigen ins Spiel.
Lessons learned from the corona pandemic
Eine dritte Welle allgemeiner Moratorien, mit Beschlagnahmungen und Hinrichtungen einerseits und Zwangsräumungen andererseits, ist keine nachhaltige Lösung.
Einerseits verstößt ein neues Moratorium gegen bestimmte Grundrechte, darunter das Recht auf Vollstreckung von Gerichtsurteilen. Unbezahlte Rechnungen bedrohen die notwendige wirtschaftliche Stabilität.
Zweitens kann ein Moratorium für Pfändungen und Vollstreckungen Schuldnern mit strukturellen Rückständen ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln und möglicherweise neue Schulden schaffen. In dieser Hinsicht sendet es das falsche Signal an die Öffentlichkeit. Sobald die Schutzmaßnahmen wegfallen, kehren (alte und neue) Gläubiger und Verfahren zurück (und möglicherweise neue Gläubiger).
Im Hinblick auf das Verbot von Zwangsräumungen, wie es bereits heute in Wallonien gilt, befürchten wir, dass ein allgemeines Verbot in Belgien einem Parallelkreislauf Tür und Tor öffnet, in dem die Justiz in die eigenen Hände genommen wird. Außerdem führt ein solches Verbot nach dem Ende des Moratoriums zu einem Engpasseffekt.
Vier konstruktive Vorschläge
Die Corona-Krise hat uns aber auch einige gute Erkenntnisse gebracht: Gerade in diesen unsicheren Zeiten muss der Rechtsstaat optimal funktionieren. So wie ein Urteil ohne seine Vollstreckung wertlos ist, wird eine generelle Nichteinziehung von Schulden das Gleichgewicht zwischen den Interessen des Schuldners und denen des Gläubigers ernsthaft stören.
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Anstatt störende Maßnahmen zu ergreifen, die die Rechtsstaatlichkeit zunehmend aushöhlen, wie z.B. pauschale Moratorien, tritt der NKGB daher für Rechtssicherheit und Kontinuität ein.
- Die steuerliche Belastung für die Einleitung von Gerichtsverfahren kann bis zu 70% der Kosten betragen. Wir schlagen vor, die feste Registrierungsgebühr von 50 € für unsere Urkunden abzuschaffen und den Mehrwertsteuersatz für unsere Dienstleistungen zu senken.
- Eine vorübergehende Erhöhung des unpfändbaren Anteils im Rahmen einer Lohnpfändung. Bei einer Lohnpfändung ist ein Teil des Einkommens geschützt (Art. 1409 Dt. W.). Dies schützt den Schuldner, entzieht dem Gläubiger aber nicht sein Recht auf Vollstreckung.
- Eine vorübergehende Verlängerung der Mindestfrist zwischen der Pfändung einer beweglichen Sache und der tatsächlichen Abholung der gepfändeten Güter. In der Praxis berücksichtigen die Gerichtsvollzieher bereits die persönliche Situation des Schuldners.
- Im Rahmen der Früherkennung wollen wir die strukturelle Zusammenarbeit zwischen Schuldnerberatungsstellen und Gerichtsvollziehern weiter betonen.
Außerdem fordern wir die Bundesregierung auf, zügig eine solide Überschuldungspolitik zu betreiben (gütliche Einziehung, Schuldenvermittlung, Früherkennung usw.). Mehrere Minister haben Pläne und Initiativen angekündigt, und wir wenden uns an sie, damit diese endlich in eine wirksame Politik umgesetzt werden.